Von Gregor Kern
Als das Wort „Computer“ für die meisten noch nach Science Fiction klang, besaß die Journalistin Gabriele Hooffacker einen Osborne 1. Das war ein früher Vorläufer eines Laptops. „Er wog elf Kilo und war ein ziemlicher Koffer,“ erinnert sich Hooffacker. „Die meisten hielten ihn für eine tragbare Nähmaschine.“ 1984 wollte sie damit in München in die Staatsbibliothek gehen. „Sie können gern reinkommen, aber die Höllenmaschine bleibt draußen!“ Nach einigen bürokratischen Hürden war die heute 52-Jährige die erste Person, die mit einem mobilen Computer dort Einlass fand.
Gabriele Hooffacker war oft die Erste. Sie war die Erste in ihrer Familie, die eine Universität besucht hat. Mit dem CL-Netz hat sie die erste erfolgreiche soziale und politische Plattform im Internet mitbegründet. Früh erkannte sie die Chancen des World Wide Web. Damit wurde sie zu einer Vorreiterin des Online-Journalismus und der Online-PR. Beides lehrt sie in Unternehmen, Redaktionen, Journalistikstudiengängen und an der Journalistenakademie in München. Das Institut hat sie im Jahr 1999 gegründet und leitet es bis heute.
Ihre Fächerkombination an der Ludwig-Maximilians-Universität in München war exotisch: Germanistik, Geschichte und Wirtschaftswissenschaften.
„Ich habe als Kind gern Radio gehört und pausenlos Geschichten aufgeschrieben.“ Ermutigt von ihrer Mutter schickte die Siebenjährige ausgewählte Werke an den Kinderfunk. Bald darauf lag eine Einladung ins Funkhaus des Bayerischen Rundfunks im Briefkasten. Von da an durfte sie beim Kinderfunk regelmäßig mitmachen.
Der Weg in den Journalismus war damit noch nicht vorgezeichnet: „Ich kannte Journalisten vom Rundfunk her: Alle saßen hinter Schreibtischen. Das hatte wenig von dem, was ich mir so vorgestellt hatte.“ Trotzdem folgte sie dem Rat von Candida Frank, der Leiterin des Kinderfunks, und gründete eine Schülerzeitung. Gabriele Hooffacker schrieb ständig – mit der Zeit auch professionell. Doch auch Lehramt oder Wissenschaft blieben lange Zeit attraktiv. Als der Freistaat Bayern in den 80er-Jahren keine Gymnasiallehrer einstellen wollte, war die Entscheidung klar: „Besser eine vielbeschäftigte Journalistin als arbeitslos.“ Doch bis heute wandelt sie zwischen diesen beruflichen Polen: „Ich bin ja eine Grenzüberschreiterin. Ich bin immer da, wo man mich nicht erwartet.“