Von Katharina Körber
„Mein Schornsteinfeger“ hieß 1981 das Thema, das Rudolf Baier (57) für die Aufnahme an der Deutschen Journalistenschule (DJS) in München bearbeiten sollte. Denn er wollte eigentlich Kulturredakteur werden. Der damalige Pressechef der Handwerkskammer war von ihm so begeistert, dass er ihn auf der Stelle abwarb. „Ich hab den Job sofort angenommen und bin dabei geblieben, weil ich neben der klassischen PR-Arbeit auch die Deutsche Handwerkszeitung redaktionell mitgestalten konnte“, sagt Baier, „Learning by doing ist besser als graue Theorie.“
Heute, 30 Jahre später, ist er mit Leib und Seele Redakteur für berufliche Bildung, Kunst und Kultur und gleichzeitig auch Leiter der Pressestelle mit zwei Mitarbeitern. „Die Vielfalt macht den Charme meines Jobs aus“, so Baier. Für ihn ist die Kommunikation das A und O und die natürlich immer im Dialog. Sein wichtigstes Arbeitsinstrument ist das Telefon. Am liebsten trifft er seine Gesprächspartner persönlich.
Laufend werden Praktikanten in der Pressestelle der Handwerkskammer ausgebildet. „In die PR sollte man reinschnuppern. Einfach anrufen, vorbeikommen, ich hab noch nie jemanden abgewiesen“, so Baier.
Als Praktikant, Trainee oder Quereinsteiger? Welcher ist der beste Einstieg in die PR-Branche? Elf PR-Profis sprechen über ihren Berufsstart, Werdegang und geben Ratschläge für zukünftige Berufseinsteiger.
Rudolf Baier Handwerkskammer für München und Oberbayern |
Adelheid Utters-Adam Caritasverband der Erzdiözese München und Freising e.V. |
Ina Franz Gemeinde Neubiberg |
Kwam Walton Verband der Bayerischen Chemischen Industrie |
Annika Klauer Deutsches Jugendherbergswerk Landesverband Bayern e.V. |
Wolfgang Nickl Referat für Arbeit und Wirtschaft der Stadt München |
Nicole Melzer Johnson King Ltd. |
Manuela Schwab Condrobs e.V. |
Thomas Bucher Deutscher Alpenverein e.V. |
Kirsten Solange-Weber Kinderschutzbund Landesverband Bayern |
Bildungseinrichtungen
Da es an einer geregelten Ausbildungsordnung bislang mangelt, haben sich mehrere Institutionen im Bereich Public Relations etabliert. Auch hier sind nur wenige auf Medienarbeit spezialisiert. Ausgewählte Beispiele:
Die Deutsche Akademie für Public Relations GmbH (DAPR) ist die älteste Bildungseinrichtung im Bereich Public Relations. Die insgesamt vier dreitägigen Unterrichtsmodule finden jeweils von Freitag bis Sonntag statt und haben die Themenschwerpunkte Einführung und Grundlagen der PR, Grundlagen und Instrumente von Online Relations – Strategische Konzeption – Medienarbeit mit Schwerpunkt Pressearbeit – Spezielle Anwendungsfelder der PR. www.dapr.de
Die com-plus-Akademie für Kommunikatonsmanagement bietet eine berufsbegleitende Ausbildung im Bereich Public Relations über 12 Monate hinweg an. Dieses Fernstudium Kommunikationsmanagement/PR ist von der Staatlichen Zentralstelle für Fernunterricht (ZFU) zertifiziert. www.complus-muenster.de
Die Deutsche Presseakademie in Berlin bietet berufsbegleitende Studienmodelle (ohne akademischen Abschluss) sowie Kurzzeit-Seminare zu Public Relations an: ein einjähriges Abendstudium, ein einjähriges Fernstudium sowie ein sechsmonatiges Kompaktstudium mit zwölf Präsenztagen. Diese Lehrgänge bereiten auf die PZOK-Prüfungen vor. www.depak.de
An der Bayerischen Akademie für Werbung und Marketing (BAW) gibt es mehrere Lehrgänge, die auf Public Relations spezialisiert sind. Schwerpunkte sind der „Studiengänge“ genannten Lehrgänge die Marketing-Kommunikation, das Online-Marketing, das Medien-Marketing und die Public Relations. www.baw.de
Die Stiftung Journalistenakademie Dr. Hooffacker lehrt Pressearbeit und Corporate Publishing in sechs Monaten Vollzeit-Unterricht („Pressearbeit online“) und berufsbegleitend an neun Wochenenden („PR klassisch und online“). www.journalistenakademie.de
Die Akademie für Pressearbeit wurde von der Journalistin und Buchautorin Viola Falkenberg 2008 in Bremen gegründet. Hier gibt es maßgeschneiderte Seminare und eine 8-tägige grundständige Ausbildung im Bereich Media Relations.
Welche Seminare per Bildungsgutschein gefördert werden, lässt sich über das Kursnet der Arbeitsagentur herausfinden. kursnet-finden.arbeitsagentur.de/kurs/
Verbände und Netzwerke
Aufgrund der unterschiedlichen Vorstellungen, wo das Berufsbild anzusiedeln ist, bieten sich mehrere Verbände und Netzwerke für die Organisation der Berufstätigen und deren Aus- und Weiterbildung an.
Auf die gesamten Public Relations ausgerichtet ist die Deutsche Public Relations Gesellschaft (DPRG). Sie organisiert viele Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus Unternehmen und Institutionen, die in diesem Bereich tätig sind. Die eigentlichen Media Relations sind lediglich ein Teilbereich. www.dprg.de
Auf Agenturen spezialisiert ist die Gesellschaft Public Relations Agenturen e.V. (GPRA) in Deutschland. Sie versteht sich als Wirtschaftsverband führender PR-Agenturen. www.gpra.de
Der Bundesverband deutscher Pressesprecher e.V. (BdP) ist die berufsständische Vereinigung für Pressesprecher und Kommunikationsbeauftragte aus Unternehmen, Verbänden, Organisationen und Politik. Sein Aufgabengebiet ist damit sehr viel spezieller definiert. www.bdp-net.de
In den beiden großen Journalistenverbänden Deutscher Journalistenverband (DJV) und Deutsche Journalistinnen- und Journalisten-Union in ver.di (dju) sind viele Menschen organisiert, die im Bereich Media Relations (MR) tätig sind. Beim DJV heißen sie beispielsweise „Journalist im Unternehmen“. Ihre Fachgruppen sind oft die größten in den jeweiligen Verbänden. Diese beiden Journalistenverbände verstehen sich als Gewerkschaften, welche die Interessen ihrer Mitglieder gegenüber den Arbeitgebern vertreten. Sie geben zusammen mit den Arbeitgeberorganisationen und weiteren Verbänden einen anerkannten Presseausweis aus – auch für Mitarbeitende in der MR. www.djv.de und dju.verdi.de
Ebenso wie der kleine Verband der Freien Journalisten „Freischreiber“ setzen sich die Journalistenverbände für eine klare Trennung von Journalismus und Pressearbeit ein. „Freischreiber“ fordert sogar, dass Freiberufler entweder in der Pressearbeit oder im Journalismus tätig sind, und verurteilen solche, die in beiden Bereichen arbeiten. www.freischreiber.de
Weitere Journalistenverbände wie die Deutsche Fachjournalistenverband AG (eine Aktiengesellschaft) oder der Deutsche Presseverband e. V. (DPV) bieten eigene Presseausweise und jeweils unterschiedliche Definitionen von Journalismus oder Fachjournalismus (der in diesem Fall auch PR umfasst) an. (www.dfjv.org und www.dpv.org)
In den lokalen Presseclubs sind sowohl Pressesprecher als auch Journalisten organisiert. Sie stellen repräsentative Räume für Pressekonferenzen zur Verfügung und sind hilfreiche Multiplikatoren bei der Medienarbeit.
Über ihre Medien und Webseiten informieren die Verbände Mitglieder und Interessenten über Neuigkeiten aus den jeweiligen Berufsfeldern. Einige bieten auch Vernetzungsmöglichkeiten an.